Mehr als Technik
Auch wenn in der Psychotherapie und Beratung gesetzlich anerkannte Methoden und erprobte Verfahren angewendet werden, geht eine Beratung oder Psychotherapie über die Anwendung „therapeutischer Techniken“ hinaus. Der Möglichkeitsraum für Entwicklung, der miteinander beschritten wird, ergibt sich durch die (zwei) individuellen Persönlichkeiten, die sich auf diese Begegnung einlassen.
Selbstsein
Ichwerdung geschieht durch die Begegnung mit einem DU (Martin Buber). Heidegger versteht das Selbstsein als Gegenteil zum „Verfallen-Sein“ in das, was „man sagt, tut und denkt“. Dieses Selbstsein ist kein Zustand den man „herstellen“ könnte, sondern es „zeigt sich“. Gemeinsam nach dieser unverwechselbaren und doch so leicht zu verwechselnden, inneren Stimme, zu suchen, ist ein Prozess, der aus einer Interaktion entsteht, denn das „Selbst“ ist kein vorgegebenes „Ding“, das man durch „Psychotechniken“ aus sich hervorholen kann. Wie Sören Kierkegaard bereits treffend bemerkte, ist das Selbst kein festgelegter Kern einer Person, sondern „ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält“. Kierkegaard meint damit, dass das Selbst wesentlich diese Beziehung zur Umwelt und zu sich selbst ist und keine Monade, die erst „nachträglich“ aus sich heraustritt und mit anderen kommuniziert.
Resonanz
Der Individuationsprozess (C. G. Jung), der zu einer vertieften Authentizität führt, bringt auch die Differenzen und Unterschiede zu anderen Personen ans Tageslicht, was phasenweise belastend sein kann, da das Bewusstsein der Individualität und Freiheit auch die Andersartigkeit der eigenen Lebensentwürfe beinhaltet. Die Persönlichkeit der Klientin oder des Klienten gibt bis zu einem gewissen Grad die Richtung vor, in welche sich dieser Prozess entwickelt.